Heute habe ich mal ein ganz anderes Thema, als du es sonst von mir gewohnt bist. Es geht nicht um klassische Tools, Methoden, Apps und so weiter, sondern um eine Verhaltensweise, die mir persönlich sehr gut tut. Ich glaube, dass sie auch was für dich sein kann. Auf jeden Fall ist sie für jeden etwas, der wieder mal ein bisschen mehr zur Ruhe kommen möchte.
Ich glaube, dass das wiederum dem Zeitmanagement natürlich ganz entgegenkommt. Deshalb habe ich zunächst eine Frage an dich. Wann warst du zuletzt im Wald? Nein, ich meine jetzt nicht mit dem Auto oder auf der Bundesstraße, die gerade durch irgendeinen Forst führt, sondern ich meine zu Fuß mittendrin im Wald. Ist vielleicht schon eine Weile her, was?
Ich selber liebe den Wald. Diese feuchte Luft zu riechen, die mir in die Lungen strömt, das Moos zu riechen, das Laub drumherum die Naturgeräusche, da klopft ein Specht und hier zwitschert ein Vogel...
Schon als Kind habe ich es geliebt im Wald zu sein. Wir haben zusammen Buden gebaut aus Ästen, die wir aufeinandergestapelt haben oder aus Büschen, die unten drunter hohl waren und hatten da unsere geheimen Treffpunkte. Ich habe es geliebt mit den Füßen im Herbst durch den Wald zu rascheln und dieses Geräusch gibt mir heute noch ein Gefühl der Freude. Ich habe es geliebt mit meinem Opa im Wald spazieren zu gehen im Winter. Er hat dann immer irgendwo gegen einen Baum getreten und dann rieselte der ganze Schnee auf uns herunter. Das sind Erinnerungen, die mein Herz immer noch total erfüllen. Deswegen gehe ich auch jetzt noch regelmäßig in den Wald.
Täglich versuche ich einen kleinen Spaziergang zu machen, entweder hier auf dem Friedhof, um auch Gemeindemitglieder zu treffen, der liegt ganz schön. Oder auch unten am Eifgenbach direkt im Wald selber. Es gibt Studien, die belegen, dass Spaziergänge im Wald deutlich erholsamer sind als Spaziergänge in der Stadt, obwohl wir eigentlich genau dasselbe tun. An unserem Bewegungsapparat ändert sich überhaupt nichts, aber um uns herum passiert ganz viel Neues. Es sind ganz andere Geräusche. Es ist mehr Ruhe. Es ist langsamer im Wald. Im Wald gibt es keinen Stress. Es gibt keinen, der hupt, weil jemand vor ihm nicht sieht, dass die Ampel grün wird. Es gibt keine Leute, die an einem vorbeirennen. Es gibt niemanden, der genervt ist, weil er zu lange an einer Kasse anstehen muss. Im Wald spielt Zeit eigentlich keine Rolle außer die vier Jahreszeiten.
Ich wandere nicht nur gerne im Wald und laufe so vor mich hin, das mache ich entweder ganz leise für mich, das heißt ich höre dann wirklich nur auf die Naturgeräusche, ich höre aber auch gerne Podcast im Wald oder seit kurzem auch Hörbücher.
Also was ich sagen wollte, ich laufe nicht nur, sondern ich sitze auch gerne einfach im Wald und gucke, wer so vorbeikommt, grüße die Leute, beobachte die Tiere, beobachte den Wind in den Bäumen und schalte komplett ab. Das ist für mich ehrlich gesagt besser als jede Meditation. Ich meine Meditation ist immerhin noch besser als nur rumsitzen und nichts tun, sagt man so blöd, aber ich finde im Wald sitzen hat nochmal einen ganz eigenen Reiz.
Im Japanischen gibt es ein Wort für diesen positiven Effekt auf den Körper aus dem Wald, nämlich Shinrin-Yoku. Es heißt so viel wie, Baden in der Waldluft. Es geht nicht um ein wirkliches Baden, dass man jetzt in einen Fluss oder See steigen müsste mitten im Wald. Es geht auch nicht darum seine Badewanne oder seinen Swimmingpool mitten im Wald aufzubauen, sondern es geht darum diese Luft um sich herum auf sich wirken zu lassen.
Inzwischen ist auch nachgewiesen, dass das ganze medizinische Effekte hat. Die Wissenschaft sagt, im Wald steige die Zahl der Killerzellen und das Immunsystem verbessert sich. Bluthochdruck, Cortisol und Puls würden sinken schon nach 1 Stunde im Wald. 1 Stunde im Wald macht dich gesünder als irgendwelche Margarinen, die angeblich gesund sind oder das ganze Sportprogramm, täglich einfach mal in den Wald gehen macht dich nachweislich gesünder.
Bereits 1984 sorgte der schwedische Forscher Roger Ulrich mit einer Studie für Aufsehen, der zufolge Patienten schneller gesund werden, wenn sie ins Grüne schauen. Der hat Menschen mit derselben Krankheit beobachtet in einem Krankenhaus und die einen Fenster waren gerichtet auf eine Mauer und die anderen auf Wald und Wiesenflächen. Der Erholungseffekt war im Schnitt 1 Tag schneller, wenn man ins Grüne schaute.
Er hat daraus abgeleitet, dass also schon das Sehen von Wald, Wiese statt Beton und Grau einen positiven Effekt auf uns hat. Das heißt du kannst mal überlegen auch ganz praktisch, wie gestaltest du denn dein Büro? Hänge dir vielleicht ein Bild vom Wald auf. Stelle dir Pflanzen ins Büro, die direkt ein ganz anderes Raumklima schaffen. Aber vor allem gehe regelmäßig raus in die Natur.
Wissenschaftler in Deutschland und Österreich erforschen im Moment, ob sich der heimische Wald wirklich für medizinische Zwecke nutzen lässt. Auch wenn die japanische Waldmedizin nicht recht haben sollte, was ich nicht glaube, weil die Asiaten da oft Sachen entdecken im Medizinischen, was wir uns als westliche Menschen gar nicht vorstellen können. Aber da ist noch lange nicht gesagt, dass Eichen, Buchen und Birken dieselbe Wirkung haben wie zum Beispiel die in Japan verbreiteten Pinien, Zedern und Lerchen. Ich glaube, dass einfach dieses Gehen in die Natur als solches schon positiv ist.
Dieser neue Trend des Waldbadens gibt uns wieder die Erlaubnis im Wald einfach mal rum zu trödeln und zu spielen, wie wir es schon als Kinder gemacht haben. Der Wald ist also mehr als eine Auslaufstrecke für Hunde und Skifahrer ohne Schnee. Der Wald ist ein Erholungsort für alle. Am Wochenende war ich mit meinen Kindern im Wald bei einer Waldpädagogin und wir haben da so ein Waldsofa gebaut aus ganz einfachen Mitteln, einfach Stöcke im Kreis aufeinandergestapelt. Dort haben wir dann Picknick mit der Gruppe gemacht. Wir haben kleine Zwergenhäuschen gebaut aus Waldmaterialien, damit die Zwerge nachts ein Dach über dem Kopf haben. Welche Kreativität das bei den Kindern ausgelöst hat, war irre. Wenn man ihnen ganz einfache Sachen an die Hand gibt und einfach diesen Freiraum lässt sich in der Natur zu bewegen. Sie brauchen kein Smartphone, Fernseher, irgendwelches Plastikspielzeug. Einfach raus in die Natur und Kinder zeigen uns wie man fantastisch spielen kann. Zum Abschluss sind wir dann noch in so einen Fluss geklettert, haben kleine Tiere gesucht, uns angeguckt, was im Fluss so alles kreucht und fleucht. Es war, glaube ich, nicht nur für die Kinder ein Riesenspaß, sondern auch ich war hinterher wirklich deutlich entspannter als vorher.
Also ganz egal, was bei diesen Wissenschaftlern aus Deutschland und Österreich herauskommt und auch unabhängig davon, was japanische Mediziner sagen, kann ich für mich sagen, mir tut der Wald gut und ich gehe auch heute wieder mitten im Wald baden. Wichtig ist dabei natürlich, dass man aus dem Wald den ganzen Stress rauslässt. Trag den Stress nicht in deiner Hosentasche mit, indem du die ganze Zeit auf dein Smartphone achtest, gehe offline in den Wald. Das ist mein Appell für heute.
Bevor wir uns jetzt hier lange im Kreis drehen, möchte ich es an der Stelle auch beenden und wünsche dir einen wunderschönen Tag und ich hoffe, du gehst in den Wald. Vielleicht hören wir uns bei der nächsten Podcast-Folge ja schon mitten im Wald. Mach’s gut, bis zum nächsten Mal.
Schöne Woche dir beziehungsweise schöne 2 Wochen.
Bis zur nächsten Folge.
Ciao, ciao!
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